Läuft…

Hallo meine Lieben,

ihr seit bestimmt alle gerade noch mit Ostern beschäftigt und habt schon so einige Frühstücks-Brunch’s etc. hinter euch. Stefan und ich haben hier natürlich NICHT Ostern gefeiert, das Christentum ist in China zwar kein Fremdwort mehr, aber als Fest an sich hat es noch weit nicht den Kommerz-Status erreicht, den Weihnachten hat. Deshalb hat hier – wenn überhaupt – nur jeder für sich zu Hause seine Bräuche und Vorlieben zu Ostern vollzogen. Stefan und ich haben das letzte Wochenende anderweitig genossen, haben wahrscheinlich nicht ganz so viel Eier vertilgt wie ihr und haben zudem sogar noch Sport gemacht. Ich weiß, klingt verrückt – und so gar nicht nach uns – aber meine neu entdeckte Liebe zu Sport muss Stefan irgendwie angesteckt haben. So dass er brav mit mir beim Yoga war und am nächsten Tag sogar noch mit zum Laufen gegangen ist. Zwischendrin waren wir auch sehr viel draußen, da es einfach so schön war. Richtig schön warm und richtig viel Sonne….

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Apropos Yoga, ich habe es doch tatsächlich auch wieder geschafft eines der wenigen Studios hier in Tianjin zu finden, die gleich drei lizensierte Lehrer zu ihrem Team zählen dürfen. Uns wurde nämlich erzählt, dass es in ganz China!!! nur 80 lizensierte Lehrer gibt – es ist wohl sehr schwer und eine langwierige Sache die Lizenz zu erwerben, so dass die meisten schon vorher abbrechen und einfach so irgendwo ein Studio eröffnen – weil ja meist eh keiner danach fragt, ob man diese Lizenz überhaupt besitzt. Und ich finde gerade bei Iyengar-Yoga (einer Form des Hatha-Yoga) ist es gerade wichtig, dass die Trainer auch ganz genau wissen, was sie machen. Denn diese Art von Yoga hat sehr viel mit Dehnen zu tun und auch mit der Behandlung von Stellen mit denen man öfter Probleme hat oder die Verspannungen aufweisen. Ich meine, ich kenne mich da ja nicht aus, aber mein Gefühl sagt mir, dass man da auch viel falsch machen kann. Somit sind wir also auch sehr beruhigt eines der abertausenden Studios gefunden zu haben, bei denen die Lehrer wissen was sie tun. Und da kann man es schon verschmerzen, dass wir dort hin leider auch wieder einen einfachen Fahrtweg von fast 45 min. haben. Deshalb können wir das wahrscheinlich auch immer nur Samstag oder Sonntag machen. Aber irgendwie gewöhnt man sich langsam an diese Entfernungen einfach. Es ist halt so, je größer die Stadt, desto länger braucht man um irgendwo hinzukommen.

Auch zu meinen neuen Schülern brauche ich über eine Dreiviertel Stunde, aber ich hab ja Zeit. Noch…! Hab ich schon erwähnt, dass ich mittlerweile fünf Schüler habe?

Eine Studentin, einen Deutschen der für VW hier arbeitet und drei Kinder (6, 7 und 9 Jahre alt). Der neunjährige ist Sohn einer Chinesin (welche einen Laowai zum Mann hat) und der liegt mir irgendwie gerade besonders am Herzen. Zudem er auch eine Herausforderung für mich darstellt. Er spricht besser englisch als ich gell, also die Sprache ist nicht das Problem…aber er hatte fünf Jahre lang chinesischen Musikunterricht. Und das ist nochmal eine ganz andere Welt. Nicht nur, dass das Klischee stimmt, dass sie sehr hart trainieren und dementsprechend rangenommen werden. Nein, der arme Junge kann teilweise nicht wirklich gut die Noten lesen, da er nach seinem Basic-Unterricht immer nur Tonleitern rauf- und runtergespielt hat und wenn er zuviel Fehler gemacht hat, wurde ihm einfach auf die Finger gehauen. Das ist für mich natürlich ein Graus. In erster Linie sollte es Spaß machen ein Musikinstrument zu erlernen, da ja auch Musik eine sehr freudige Sache sein sollte. Ich weiß das ich da ein bisschen in einer Traumwelt lebe, denn sonst gäbe es auch keine „Lang Lang’s“ und hätte es wahrscheinlich auch keine „Mozart’s“ gegeben, aber ich kann mich mit solchen Unterricht-Methoden einfach nicht anfreunden. Kein Fleiß, kein Preis á la Vater von Steffi Graf oder Michael Jackson ist bei mir einfach fehl am Platz. Und ich glaube eben auch der Mutter von eben diesem Jungen, denn sonst hätte sie nicht erkannt, dass der chinesische Unterricht nichts für ihren Sohn ist / er möglicherweise noch ganz die Lust an der Musik verliert.

Und eben genau darum gehts mir jetzt. Ich möchte dem Jungen die Freude an der Musik irgendwie zurück bringen. Gleichzeitig muss ich natürlich darauf achten, dass er die Noten besser lernt – denn was soll das jahrelang Musikunterricht zu haben, wenn man sich nicht irgendwann selbst mit dem Notensystem zu helfen weiß – andererseits möchte ich ihn weder unter- noch überfordern. Er spielt jetzt auch schon kleine Stücke von Beethoven, scheitert jedoch daran ein Kinderlied nach Noten zu spielen. Das ist eine sehr große Kluft, die von mir gefüllt werden muss. Und das mit möglichst viel Spaß…ihr seht, ich habe schon sehr viel darüber nachgedacht. Aber ich werde einen Weg finden! Challenge accepted 🙂

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